Bundesweite Kontrollen von Biotonnen

Aktuelles / Events / 18. September 2023 / Lesedauer 4 Minuten

In deutschen Biotonnen befinden sich durchschnittlich 2-3 % Abfälle, die da nicht reingehören. Plastik oder Glas zum Beispiel! Klingt nicht viel? Ist es aber. 2 % entsprechen 200.000 Ballen Plastik, die bei einer Kantenlänge von gut einem Meter aneinandergereiht eine Strecke von fast 250 Kilometern ergeben würden. Vom 18. bis 29. September starten wir von #wirfuerbio mit etlichen Partnern bundesweit Tonnenkontrollen und machen auf das Thema Störstoffe im Bioabfall aufmerksam. In mehr als 50 Landkreisen und Städten bleiben im Aktionszeitraum fehlbefüllte Biotonnen stehen.

Warum das ein Problem ist? Weil der Bioabfall ab einer bestimmten Menge an Fremdstoffen nicht mehr zu wertvollem Dünger gemacht werden kann. Die Landwirtschaft muss dann stattdessen auf Kunstdünger zurückgreifen, was den entsprechenden CO2-Ausstoß erheblich erhöht. Das saubere Trennen von Biomüll ist also ein echter Beitrag zum Klimaschutz! Leider wissen das nicht alle.

 

UMFRAGE ZUM THEMA BIOMÜLLTRENNUNG GIBT ALARMSIGNAL

Im August haben wir eine repräsentative Umfrage zur Biomülltrennung durchgeführt. Die Mehrheit der Befragten gab an, Bioabfall mindestens zu 60% genau zu trennen. Ältere Befragte nahmen für sich eine deutlich bessere Biomülltrennung in Anspruch als jüngere.

➞ Etwa eine/r von fünf Deutschen gibt eine ungenaue Bioabfalltrennung offen zu.
➞ 8% trennen nach eigener Aussage gar nicht.
➞ Nur ein Viertel der Deutschen fühlt sich „sehr gut“ über Bioabfallentsorgung informiert.
➞ 47% fühlen sich „eher gut“ informiert.
➞ Etwa ein Viertel der Befragten fühlt sich nur mittelmäßig oder schlecht informiert.

 

BESSERE UMFRAGEWERTE IN BEZUG AUF DIE VERWERTUNG

In Bezug auf die Verwertung zu Bioenergie und Kompost ergab sich folgendes Bild: 64% der Befragten war bewusst, dass aus Biomüll Kompost gewonnen werden kann, die Verwertung und Gewinnung von Biogas jeweils knapp der Hälfte. 14% gaben ihre Unwissenheit zu. Insgesamt zeigt die Befragung noch deutliches Verbesserungspotenzial hinsichtlich des Wissens und des Verhaltens der Bevölkerung in Deutschland beim Thema Biomülltrennung.

 

BUNDESWEITE #WIRFUERBIO TONNENKONTROLLEN

Unsere Mitglieder klären bereits seit 2018 mit #wirfuerbio über die Bedeutung des Bioabfalls auf – und jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter:  Ab dem 18. September werden offensichtlich fehlbefüllte Biotonnen von den Müllwerkern nicht geleert und bleiben stehen. Das passiert parallel in rund 50 Kreisen und Städten in ganz Deutschland. Das Motto der bundesweiten Aktion, die bis zum 29. September läuft: „Dein Biomüll ist wichtig für’s Klima!“

Was darf in die Biotonne?

Das gehört in die Biotonne

  • Essensreste, auch Gekochtes (ggf. eingewickelt in Zeitungspapier)
  • alte Lebensmittel (ohne Verpackung)
  • Obst-/Gemüsereste, Schalen, auch von Zitrusfrüchten
  • Kaffeesatz, -filter, Tee, Teebeutel, Eierschalen
  • Küchenpapier
  • Grün-/Strauchschnitt, Laub, Blumen

Das gehört nicht in die Biotonne

  • Kunststoffe, Verpackungen, Folien, Tüten, Plastiktüten, kompostierbare Plastiktüten
  • kompostierbare Kaffeekapseln, kompostierbare Besteck etc.
  • Metalle, Alufolien, Dosen
  • Hygieneartikel, Windeln, Staubsaugerbeutel
  • Textilien, Leder
  • Katzen- und Kleintierstreu
  • behandeltes Holz, Asche
  • Erde, Sand, Kies, Steine

Das Problem mit den Störstoffen im Bioabfall

Die Verunreinigung unseres Biomülls mit Plastik und anderem Restmüll gefährdet die Herstellung von Dünger für die Landwirtschaft. „Bioabfälle aus der Küche und aus dem Garten tragen wertvolle Rohstoffe in sich“, sagt Dr. Ulf Kämpfer, Präsident des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) zum Start der Aktion. Die kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebe würden diese Rohstoffe durch professionelle Kompostierung für die Landwirtschaft nutzbar machen.

„Die Kompostierung ist das Paradebeispiel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft“, betonte Kämpfer. „Neben Kompost verwandeln unsere Abfallwirtschaftsbetriebe Bioabfall außerdem in Bio-Energie. Wer seinen Bioabfall richtig trennt, leistet also einen wichtigen Beitrag für die Umwelt – und damit für unsere Zukunft.“ Fehlbefüllte Tonnen werden in den beteiligten Städten und Kreisen mittels Tonnenaufklebern oder Tonnenanhängern gekennzeichnet.

BIOMÜLL ALS ENERGIEERZEUGER

  • 5 Mio. t Bioabfall könnten in der Vergärung rd. 1,225 Mio. MWh Strom erzeugen.
  • Damit könnten etwa 375.000 Vier-Personen-Haushalte (oder 1,5 Mio. Menschen) ein Jahr versorgt werden.
  • Ganz Stuttgart und Frankfurt ließen sich mit Energie aus Bioabfall versorgen.

BIOMÜLL ALS DÜNGER

  • Aus einer Tonne Bioabfall entstehen durchschnittlich etwa 400 kg Kompost.
  • Aus 5 Mio. t Biomüll werden also ca. 2 Mio. t Kompost.
  • 100.000 ha Ackerfläche werden auf diese Weise mit wertvollen Nährstoffen versehen.
  • Durch den Verzicht auf nitratreichen Dünger werden dadurch mehr als 550.000 t CO2 eingespart.

Abfallwirtschaft, Biomüll und Klimaschutz

Die Abfallwirtschaft leistet durch die getrennte Erfassung und Verwertung von Bioabfällen einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. An keinem anderen Abfallstoff lässt sich der Grundgedanke einer Kreislaufwirtschaft so plastisch darstellen wie beim Bioabfall. Aus Lebensmittelresten, Küchen- und Grünabfällen wird in der Vergärung erst Biogas gewonnen. Aus diesem wird wiederum Strom erzeugt. Die Gärreste werden in einem zweiten Schritt zu wertvollem Kompost für die Landwirtschaft. Dieser Kompost aus Bioabfall ist ein wichtiger Einsatzstoff, um neue Lebensmittel zu erzeugen und auf chemische Düngemittel zu verzichten.

Das Problem Plastik und „kompostierbare Plastiktüten“

Plastik und kompostierbare Plastiktüten gehören nicht in die Biotonne. In Mikroplastik zerfallen, können Plastiktüten nicht mehr ausreichend aus dem fertigen Rohkompost gesiebt werden und landen so auf den Beeten und Äckern, werden ins Grundwasser gespült, gelangen ins Meer und damit unweigerlich in unsere Nahrungskette.

Was viele nicht wissen: Innerhalb des Produktionsprozesses von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen werden auch kompostierbare Beutel nicht sicher vollständig biologisch abgebaut. Die Zersetzungszeit dieser Tüten liegt deutlich über den Produktionszeiten in den Kompostierungsanlagen. Somit sind diese Beutel – ebenso wie herkömmliche Plastikbeutel – Fremdstoffe, die entfernt werden müssen. Die Entsorgungsunternehmen wollen störstofffreien Bioabfall und funktionierende Anlagen für mehr Bioenergie und saubere Komposterde. Das bedeutet, dass Plastiktüten, „kompostierbare“ Plastiktüten, Glas, Katzenstreu und alle anderen Störstoffe draußen bleiben müssen.

Impressionen vom Auftakt am 15. September auf dem Kieler Rathausplatz

Weitere Informationen gibt’s auf unserer Aktionsseite wirfuerbio.de/kontrollaktion