Um fehlende Bildungsmöglichkeiten in Bezug auf richtiges Recycling zu Zeiten der Corona-Pandemie auszugleichen, haben #wirfuerbio und die zahlreichen Teilnehmer mit der #wirfuerbio-Abfallbox eine außerschulische Lerneinheit mit 7 Lernstationen entwickelt.
Mit der Abfallbox sollen Schüler*innen ab 10 Jahren spielerisch an Themen wie die 17 Nachhaltigkeitsziele sowie Abfallvermeidung und -trennung herangeführt werden. Dabei stellt Bioabfall ein besonders gutes Beispiel für einen geschlossenen Recyclingkreislauf dar.
Das Material ist zielgruppengerecht gestaltet und beinhaltet sieben interaktive Lernstationen, wodurch man beim Lernen nicht auf den Spaß verzichten muss. Das Bewusstsein der Schüler*innen in Bezug auf Abfall im Alltag soll geschärft werden: Wie und in welchen Mengen entsteht Abfall? Und welche verschiedenen Arten von Abfall gibt es überhaupt? Außerdem sollen sie selbst unter anderem Tipps erarbeiten, wie Abfall vermieden werden kann und erfahren, wie er richtig getrennt wird.
Das Angebot ist innovativ, weil den Bildungseinrichtungen mit der #wirfuerbio-Abfallbox ein neues Lernangebot zum Thema Abfall und Kreislaufwirtschaft geboten wird, das als ausleihbare Unterrichtseinheit funktioniert. Der spielerische Umgang mit einem vielfältigen Themenfeld rund um Abfall, Abfallvermeidung, Abfalltrennung, Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck bei den Schüler*innen. Gruppenarbeit an den verschiedenen Stationen fördert ein kommunikatives und soziales Miteinander und ermöglicht den Schüler*innen, selbstständig eine eigene Herangehensweise an die Thematik zu entwickeln. Die Lernstationen selbst werden so umfassend erklärt, dass die Betreuung durch eine Lehrkraft als Aufsichtsperson ausreicht.
Station #1: Nachhaltigkeitsziele
Die erste Station startet mit 17 allgemeinen Nachhaltigkeitszielen. Zu der Station gehören große Tafeln aus Plexiglas, auf denen Symbole mit Überschriften und Zahlen aufgedruckt sind. Diese werden von den Schüler*innen vor sich der Zahlenreihenfolge nach ausgebreitet. Nun werden kleine Kärtchen den passenden Symboltafeln zugeordnet, auf denen Merksätze wie „Alle Menschen sollen die gleichen Chancen haben.“ aufgedruckt sind. Die hierzu passende Symboltafel wäre „Weniger Ungleichheiten“.
Sind alle Merksätze den Symboltafeln zugeordnet, werden die kleinen Kärtchen gewendet- auf der Rückseite befindet sich ein Buchstabe. Anhand der auf dem Plexiglas aufgedruckten Zahl kann man erkennen, an welcher Stelle im Lösungswort dieser Buchstabe steht. So kommt der Lösungssatz für diese Station zustande.
Die Schüler*innen lernen die 17 Nachhaltigkeitsziele kennen und verbessern die Fähigkeit, Symbole richtig zu deuten und zuzuordnen.
Station #2: Abfallvermeidung
Bei dieser Station dreht sich alles um das Thema Abfallvermeidung. Konkret geht es um die Reduktion des Plastikkonsums. Die Schüler*innen haben die Aufgabe 24 gegensätzliche Memory-Paare zu bilden. Diese Paare zeigen jeweils ein Produkt oder Gegenstand, der entweder aus Plastik oder einem umweltfreundlichen Material besteht. Eine Haarbürste aus Plastik und die umweltfreundliche Variante aus Holz bilden ein solches Paar. Ein weiteres Beispiel wären die Plastiktüte und der Stoffbeutel- auch sie bilden ein Paar.
Die Schüler*innen lernen plastikfreie Alternativen kennen, Bilder miteinander in Verbindung zu bringen und Zusammenhänge zu erfassen. Durch das Finden aller Paare erhalten die Schüler*innen das Lösungswort für diese Station.
Station #3: Abfalltrennung
Die Station #3 beinhaltet 30 Abfallchips mit verschiedenen Alltagsgegenständen. Unter anderem ist hier ein kaputter Fußball aufgedruckt, Eierschalen und ein Joghurtbecher. Die Aufgabe der Schüler*innen ist es, diese Chips den vier Mülltonnen zuzuordnen: der Restmülltonne, der Biotonne, der Gelben Tonne und der Papiermülltonne. So gehört der Fußball zum Beispiel in die Restmülltonne und die Eierschalen in den Bioabfall. Sind die Chips alle richtig zugeordnet, ergeben die Buchstaben auf der Rückseite der Chips pro Tonne ein Lösungswort.
Die Schüler*innen lernen hier spielerisch, was für verschiedene Abfallarten es gibt und machen sich nachhaltig Gedanken darüber, welcher Abfall in welche Tonne gehört.
Station #4: Bio-Energie
Bei Station Nummer 4 wird’s schriftlich: Die Station enthält ein Gitterrätsel. Die Schüler*innen beantworten die aufgedruckten Fragen, um mithilfe der daraus resultierenden Lösungsworte das Gitterrätsel auszufüllen. Das final entstehende Lösungswort wird anschließend auf dem Laufzettel notiert.
Die Schüler*innen erlernen das Wissen, welche Komponenten zur Herstellung von Biogas eine Rolle spielen.
Station #5: Nahrungskette
In Station #5 können sich die kreativen Köpfe unter den Schüler*innen ausleben: Hier wird gepuzzelt. Das Puzzle besteht aus 100 Teilen und erklärt den Kreislauf von Mikroplastik in der Umwelt. Durch die Visualisierung des Puzzles besteht eine deutlich bessere Lernerfolgsrate. Ein Lösungswort gibt es bei dieser Aufgabe nicht.
Die Schüler*innen lernen in dieser Station, wieso Plastiktüten im Biokompost am Ende wieder auf unseren Tellern landen.
Station #6: Kompostierung
Die Schüler*innen haben bei Station #6 die Aufgabe, neun kleine Kärtchen mit zusammenhängenden Satzabschnitten in die richtige Reihenfolge zu bringen. Die Satzabschnitte ergeben dann zusammenhängend den Vorgang der Kompostierung beginnend bei den Küchen- und Gartenabfällen über die darin enthaltenen Mikroorganismen bis hin zum daraus entstehenden Humus. Auf den Rückseiten dieser Kärtchen stehen wieder Buchstaben, welche anschließend in richtiger Reihenfolge das Lösungswort für diese Station ergeben.
Hier wird das Textverständnis der Schüler*innen auf die Probe gestellt. Sie sollen schwierige Zusammenhänge verstehen und lernen die Kleinsttiere im Kompost, sowie den Kompostierungsvorgang an sich genauer kennen.
Station #7: Pflanzaktion
Bei der letzten Station ist die Geschicklichkeit der Schüler*innen gefragt: die Aufgabe besteht darin, aus Zeitungspapier einen Blumentopf zu basteln. Dafür haben die Schüler*innen eine Anleitung und vorgegebene Hilfsmittel, um den Blumentopf anzufertigen. Im Anschluss wird der selbstgebastelte Blumentopf mit frischer Komposterde und Saatkörnern gefüllt. Die Samen müssen von nun an jeden Tag gegossen werden und bescheren den Schüler*innen ein nachhaltiges Erfolgserlebnis, wenn die ersten Keime sprießen. Die Schüler*innen lernen den Kreislauf des Biomülls kennen: Biomüll wird zu Komposterde, woraus neue Pflanzen wachsen können, welche später wiederum wieder zu Biomüll werden.
Eine Fragerunde bildet den Abschluss der Unterrichtseinheit. Anschließend vervollständigen die Schüler*innen mithilfe der in den einzelnen Stationen gesammelten Lösungsworte einen Lückentext. Der Lösungstext wird anschließend von den einzelnen Gruppen vorgetragen. Die gesamte Unterrichtseinheit wird zum Schluss anhand zwei unterschiedlicher Fragebögen für Schüler*innen und Lehrkraft bewertet und als Feedback zurückgesendet.
Das Konzept der #wirfuerbio Abfallbox wurde bereits vor Realisierung eines ersten Prototypen beim Wettbewerb „Segel setzen 20/21“ ausgezeichnet und mit 1000 € Siegerprämie belohnt. Das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) und RENN.nord motivierte Akteurinnen und Akteure aus ganz Schleswig-Holstein, neuartige Bildungsformate zu erarbeiten, die auch unter den schwierigen Bedingungen einer Pandemie ihren Beitrag zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung leisten.
Beim „6. Dithmarscher Innovationspreis Plietsche Lüüd 2021“ wurde die #wirfuerbio Abfallbox nach dem Motto „Mit plietschen Ideen durch die Krise“ in der Kategorie „Unternehmen“ ausgezeichnet. Auch hier wurden Ehrenamtler, Vereine und Bildungseinrichtungen motiviert, sich mit innovativen Ideen während der Pandemie zu bewerben.
Katrin Martens von der Abfallwirtschaft Dithmarschen (AWD) und Susanne Flor von GAB Umwelt Service haben die besucherfreie Zeit genutzt und das Konzept der Abfallbox für die Kampagne #wirfuerbio mit dazugehörigen Lernstationen entwickelt.
Die Frage, die sich die beiden gestellt haben, lautete:
Wie kann Wissen zum Thema Recycling, Kreislaufwirtschaft und Bioabfall nachhaltig vermittelt werden, wenn man Abfallwirtschaftsbetriebe nicht mehr besuchen kann?
Von Beginn an war klar, dass es eine Lerneinheit geben sollte, die von Schulen selbst oder von Abfallwirtschaftsbetrieben für den Verleih erworben werden kann. Sie sollte unabhängig vom Lernort einsetzbar sein und das Lernen zu einer Spieleinheit umfunktionieren, sodass sich alltagstaugliches Wissen festsetzt, welches die Kinder sogar Zuhause an ihre Eltern, Geschwister und Freunde weitergeben können.
Mit dieser Grundidee wandten sich die Initiatoren an Susanne Flor und Katrin Martens, die aufgrund Ihrer Erfahrung in der Bildungsarbeit bei den kommunalen Entsorgungsbetrieben im Kreis Pinneberg und in Dithmarschen bereits über hohe Erfahrungswerte beim Thema Umweltbildung verfügen. An insgesamt sechs Treffen realisierten die Damen das Konzept, d.h. die Zusammenstellung der Stationen mitsamt den jeweiligen Lernzielen und der spielerischen Umsetzung für einen garantierten Lernspaß. Immer wieder wurde ausprobiert und aktualisiert – bis ein zufriedenstellendes Endergebnis vorlag.
Wir danken Katrin Martens und Susanne Flor von ganzem Herzen für die zeitintensive Ausarbeitung und den Elan, den sie in diese Aufgabe gesteckt haben. Ohne die beiden gäbe es diese großartige Lerneinheit nicht.
Das Bildungsangebot für die Themen Abfall und Kreislaufwirtschaft soll in allen Regionen verbessert werden. Daher steht die ausleihbare Unterrichtseinheit auch für kommunale Abfallwirtschaftsbetriebe zur Verfügung, die nicht Teilnehmer der #wirfuerbio-Kampagne sind. Alle Informationen zur #wirfuerbio Abfallbox erhalten Sie unter: