So wird aus deinem Bioabfall wertvoller Kompost und grüne Energie

Wissen / 20. Oktober 2020 / Lesedauer 5 Minuten

Hände halten gemeinsam Kompost

Wir zeigen euch, wie die Natur mit organischen Abfällen umgeht, wie Kompostierung im eigenen Garten funktioniert und wie dein Biomüll in Kompostierungs- und Biogasanlagen nach dem Vorbild der Natur verwertet wird.

Die Natur kennt keinen Abfall

Zeichnung des Naturkreislaufs

Pflanzen ziehen sich die Nährstoffe, die sie zum Wachsen brauchen, aus dem Boden. Damit das dauerhaft funktioniert, hat sich die Natur einen Trick einfallen lassen: Pflanzen wachsen im Frühjahr und tragen im Sommer Blätter und Früchte, die im Herbst zu Boden fallen. Mikroorganismen und Insekten zersetzen und fressen die abgestorbenen Blätter und Früchte und scheiden sie wieder aus. So entsteht nährstoffreicher Humus, aus dem die Pflanze die Nährstoffe ziehen kann. Im Frühjahr beginnt der Kreislauf von vorne.
Die Nährstoffe im Boden fördern das Wachstum von Pflanzen. So hat beispielsweise der Apfelbaum in deinem Garten die optimalen Bedingungen. Er nutzt die Nährstoffe im Boden, trägt wieder Blätter und die Äpfel wachsen. Ein perfekter Kreislauf.

Kompostierung im Garten

Behälter mit Bioabfällen auf Kompost

In deiner Küche fallen regelmäßig organische Abfälle an, zum Beispiel Gemüse- oder Obstreste. Dieser Bioabfall wird in den meisten Gemeinden in Biotonnen gesammelt oder zu Hause im eigenen Garten kompostiert. Nicht alles, was in der Biomülltonne landet, ist jedoch für den heimischen Kompost geeignet. Produkte tierischen Ursprungs, wie zum Beispiel Fleisch- oder Milchprodukte, könnten im eigenen Kompost zwar zersetzt werden, locken aber Ungeziefer an und sollten deshalb nur in der Biotonne entsorgt werden.
Gegenstände aus Plastik, Metall oder Glas gehören weder in die Natur noch auf den Kompost oder in die Biotonne. Sie werden nicht zersetzt und bereiten in der Kompostproduktion große Probleme. Deswegen werden sie von Fachleuten als „Störstoffe“ bezeichnet. Stimmen die Bedingungen im Komposthaufen, zersetzen Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze die organischen Abfälle. Kompostwürmer und andere Insekten durchmischen den Kompost und sondern dabei ihren nährstoffreichen Kot ab. So entsteht wertvolle Komposterde – genau wie in der Natur.

Vom Abfall zu Strom und Biokompost

Müllfahrzeug mit Kampagnenbranding

Die moderne Kreislaufwirtschaft ist von der Natur und – wie der Name sagt – ihren Kreisläufen inspiriert. Natur kennt keinen Abfall und auch der Inhalt deiner Biotonne kann zu 100 % verwertet werden. In Kompostierungs- und Vergärungsanlagen wird aus Bioabfall wertvoller Biokompost und Biogas. Das Biogas wird wiederum in Strom und Wärme umgewandelt wird.

Der Kreislauf des Biomülls beginnt bei dir zu Hause!
Frau und Mädchen geben Bioabfälle in Behälter

Zu Hause entstehen organische Abfälle meist beim Kochen. Obst- und Gemüsereste, aber auch Reste von Fisch oder Fleisch werden in der Küche gesammelt und landen frei von sogenannten „Störstoffen“ (Plastik, Metall, Papier) in der Biotonne. Sobald die Biotonne von der Müllabfuhr geleert wird, geht es weiter in die Bioabfallbehandlungsanlage eines Abfallwirtschaftsbetriebs in deiner Nähe. Hier wird der Biomüll aller Haushalte eines oder mehrerer Kreise gesammelt. Im ersten Schritt werden die biologischen Abfälle gesiebt, um Störstoffe aus dem angelieferten Biomüll zu entfernen. Danach wird der Biomüll in spezielle Boxen, sogenannte Fermenter, transportiert.

Im Fermenter entsteht das wertvolle Biogas
Gelände einer Bioabfallbehandlungsanlage

Für vier bis sechs Wochen bleiben die organischen Abfälle im luftdicht verschlossenen Fermenter. Dort herrschen perfekte Bedingungen: Temperaturen von 42 bis 50 ° Celsius sind die idealen Bedingungen für Millionen von Mikroorganismen, die den Biomüll zersetzen. Dieser Vergärungsprozess funktioniert, genau wie in der Natur in Mooren und Sümpfen, unter Luftabschluss. Zuerst werden langkettige Bestandteile wie Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette in kurze organische Verbindungen wie Aminosäuren, Zucker und Fettsäuren zerlegt. Anschließend werden diese Zwischenprodukte zu Fettsäuren sowie Kohlendioxid und Wasserstoff abgebaut. In der letzten Stufe werden Methan, Kohlendioxid und Wasser erzeugt.

Im Blockheizkraftwerk wird aus Biogas nachhaltige Energie
Gelände einer Bioabfallbehandlungsanlage

Durch den Zersetzungsprozess im Fermenter entsteht Biogas, das in einer Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk transportiert wird. Aber was genau ist eigentlich Biogas? Der wichtigste Bestandteil von Biogas ist 50 bis 65 % brennbares Methan. Der zweite Hauptbestandteil von Biogas ist Kohlendioxid mit einem Anteil von 35 bis 50 %. Daneben können andere Inhaltsstoffe wie Stickstoff, Wasser, Sauerstoff und Schwefelwasserstoff in geringen Konzentrationen im Biogas vorhanden sein. Der Verbrennungsmotor im Blockheizkraftwerks verbrennt das Biogas. So entsteht Energie in Form von elektrischem Strom und Wärme – echte Bioenergie eben. Die deutschen Biogasanlagen erzeugen schon heute Strom für 9 Millionen Haushalte und sparen jedes Jahr 21 Millionen Tonnen CO2 ein.

Kompostberg vor Radlader

Das Besondere an diesem „Dünger aus Biomüll“ sind die Nährstoffe. Stickstoff, Phosphor, Kalium und organischer Kohlenstoff sind wichtig für das Wachstum von Pflanzen. Der Biokompost wird als natürlicher Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt und macht einen Verzicht auf chemische Düngemittel möglich. So schließt sich der natürliche Nährstoff- und Humuskreislauf. Mineralischer Dünger, der energiereich erzeugt oder abgebaut werden müsste, wird nicht benötigt.

Intensivrotte: Mikroorganismen zersetzen Biomüll zu Kompost
Frau und Mädchen schauen auf Bioabfallbehandlungsanlage

Am Ende der Vergärung bleibt im Fermenter der sogenannte „Gärrest“ zurück. Der wird im nächsten Schritt mit zerkleinerten Pflanzenabfällen durchmischt. Diese Mischung gelangt für etwa eine Woche in eine sogenannte Rottebox. Dort zersetzen Mikroorganismen den Biomüll unter starken Sauerstoffverbrauch weiter. Dadurch erhitzt sich der Biomüll stark und verliert Wasser. Gleichzeitig werden Unkrautsamen und andere Pflanzenteile, die austreiben könnten, abgetötet. Diesen Vorgang nennt man „Hauptrotte“.

Danach geht es für das Rottegut zwei bis vier Wochen auf Kompostmieten. Hier wird das Material maschinell durchmischt und durchlüftet, damit die Mikroorganismen gut arbeiten und das Material weiter zersetzen können. Diesen Schritt nennt man „Nachrotte“. Nach einer letzten Siebung ist aus deinem Biomüll fruchtbare Komposterde entstanden.

Das Besondere an diesem „Dünger aus Biomüll“ sind die Nährstoffe. Stickstoff, Phosphor, Kalium und organischer Kohlenstoff sind wichtig für das Wachstum von Pflanzen. Der Biokompost wird als natürlicher Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt und macht einen Verzicht auf chemische Düngemittel möglich. So schließt sich der natürliche Nährstoff- und Humuskreislauf. Mineralischer Dünger, der energiereich erzeugt oder abgebaut werden müsste, wird nicht benötigt.

Biokompost liefert Humus und fördert Pflanzenwachstum
Hände halten gemeinsam Kompost

Humus ist die fruchtbarste Schicht im Boden und steckt voller Leben. Er bindet Wasser und Nährstoffe besonders gut und ist damit Lebensgrundlage für Mikroorganismen im Boden. Die nutzen die Nährstoffe im Humus und verwerten dabei die im Humus steckenden Nährstoffe. So findet ein ständiger Ab- und Aufbau von Humus im Boden statt. In einem stabilen Ökosystem, wie zum Beispiel in Wäldern, verändert sich der Humusgehalt kaum. Auf landwirtschaftlichen Feldern verstärkt sich der Humusabbau durch die intensivere Nutzung der Böden. Damit neue Pflanzen wachsen können, müssen diese Böden besonders gut mit nährstoffreichem Humus versorgt werden. Hier kommt Biokompost aus Bioabfall ins Spiel: Er versorgt die Böden optimal mit Nährstoffen, lockert sie auf und sorgt dafür, dass Pflanzen wachsen können und neue Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Kartoffel, Möhren oder auch Weizen entstehen. Ein perfekter Kreislauf!

Wusstest du, wie aus Bioabfall wertvoller Kompost und grüne Energie entsteht? Falls du noch Fragen oder Anregungen hast, freuen wir uns auf deine Nachricht.

  • Autor:
    Juliane Visnadi, Redaktion #wirfuerbio
  • Bildnachweise:
    Titelbild, Erde in Händen: schweitzer media | Kreislaufgrafik: schweitzer media | Bioabfälle in Kompostierer: Joanna Stankiewicz-Witek, shutterstock | Müllfahrzeug: schweitzer media | Kind wirft Bioabfälle in Tonne: schweitzer media | EBL Biogasspeicher: schweitzer media | Blockheizkraftwerk: schweitzer media | Fermenter Entstehung Biogas: schweitzer media | Mutter und Tochter Rotteboxen: schweitzer media | Komposterde in Händen: schweitzer media
  • Schlagworte des Artikels:
    #wirfuerbio , Bioabfallbehandlung , Biodünger , Bioenergie , Biogas , Biokompost , Biostrom , Biotonne , Kompost , Küchenabfälle , Recycling , Vergärungsanlage