Wir verbannen den Kunststoff aus dem Bioabfall!

Wissen / 06. Juni 2018 / Lesedauer 2 Minuten

Greifzange greift Abfälle

Norddeutschland räumt auf in der Biotonne. Plastiktüten bilden noch immer den größten Störstoffanteil in den Biotonnen. In unseren automatisierten Sortierprozessen können nicht alle Störstoffe aus dem Bioabfall restlos entfernt werden. Deshalb landen auch immer wieder Plastiktüten in dem Material, aus dem wir Bioenergie und Qualitätskompost herstellen.

Plastik stört den Energiekreislauf

Mann lächelt in Kamera

Durch die große Menge an Störstoffen – vor allem Plastiktüten – wird ein 100 Prozent biologischer Energiekreislauf maßgeblich gestört, denn aus Plastiktüten wird weder Bioenergie noch Qualitätskompost. In Mikroplastik zerfallen, können Plastiktüten nicht mehr ausreichend aus dem fertigen Rohkompost gesiebt werden und landen so auf den Beeten und Äckern, werden ins Grundwasser gespült, gelangen ins Meer und damit unweigerlich in unsere Nahrungskette. Das bedeutet: Mikroplastik in unserem Trinkwasser und unseren Nahrungsmitteln. Allein können wir der zunehmenden Verunreinigung des wertvollen Rohstoffes Bioabfall nicht viel entgegensetzen.

Sind „kompostierbare Plastiktüten“ eine Alternative?

Um die Störstoffe aus dem Bioabfall zu entfernen wird der Bioabfall zunächst grob zerkleinert und dann abgesiebt. Dabei sind die „kompostierbaren Plastiktüten“ nicht von konventionellen Plastiktüten zu unterscheiden. Sie werden also gemeinsam mit den konventionellen Plastiktüten aussortiert und verbrannt. Und diese Art der Entsorgung ist teuer. Leider gelingt es uns auch nicht vollständig, alle Störstoffe im ersten Schritt zu entfernen. Deshalb gelangen Störstoffe auch in den weiteren Produktionsprozess und das ist auch bei „kompostierbaren Plastiktüten“ schlecht.

Was bedeutet eigentlich „kompostierbar“?

Um mit der Eigenschaft „kompostierbar“ werben zu dürfen, muss eine spezielle EU-Norm erfüllt werden. Diese Tüten erfüllen die entsprechende Euro-Norm bereits dann, wenn sich nach 12 Wochen 90 Prozent der Tüte in Teile zersetzt haben, die kleiner als 2 Millimeter sind und wenn nach 6 Monaten mindestens 90 Prozent der Tüte biologisch abgebaut sind. Sie müssen übrigens nicht zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, sondern dürfen auch aus fossilen Stoffen bestehen, die aber grundsätzlich biologisch abbaubar sein müssen. Nun betragen die Verweilzeiten in unseren modernen Abfallbehandlungsanlagen selten mehr als 6 bis 8 Wochen. Selbst wenn die Euro-Norm also erfüllt wird und die „kompostierbaren Plastiktüten“ nach 6 Monaten zu 90 % abgebaut wären, findet ein vollständiger Abbauprozess in 6 Wochen tatsächlich nicht sicher statt. Der Abbauprozess braucht auch bestimmte Rahmenbedingungen, z. B. hohe Temperaturen, die außerhalb unserer Anlagen nicht erreicht werden. Eine „Kompostierung“ findet dann anschließend nicht mehr sicher statt. Selbst wenn es „kompostierbare Plastiktüten“ geben sollte, die auch in 6 Wochen vollständig abgebaut würden, könnten wir sie am Beginn des Prozesses nicht von allen anderen unterscheiden und würden auch diese teuer entsorgen müssen.

Die EU-Norm enthält auch keine Grenzwerte für Kunststoffteile kleiner 2 Millimetern, aber auch diese Plastikteilchen haben in unserem Kompost nichts zu suchen. Hauptabnehmer für unseren Qualitätskompost ist die Landwirtschaft. Unser Kompost hilft dabei, dass sich die landwirtschaftlichen Flächen regenerieren können. Plastik kann dazu keinen Beitrag leisten. Auch die „kompostierbaren Plastiktüten“ tragen daher nicht sicher zu einer nachhaltigen Verwertung von organischen Abfällen bei.

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