Warum Speisereste in die Biotonne gehören

Wissen / 12. April 2019 / Lesedauer 3 Minuten

Grafik zu Energie aus Bioabfällen

Eine nachhaltige Quelle für Strom und Energie gefällig? Ohne gefährliche Risiken oder erhebliche Umweltschäden? Wenn Sie diese Frage mit einem klaren „JA“ beantwortet haben, werden Sie sich sicherlich freuen zu hören, dass aus unserem Alltagsmüll, Alltagsenergie wird. Mit unserer Hilfe vollzieht unser Biomüll eine märchenhafte Verwandlung! Wie das möglich ist, verraten wir in diesem Beitrag.

Restmüll reicht nicht: nachhaltige Energie aus der Biotonne

Selbstgemachtes Essen ist nicht nur lecker, sondern auch umweltfreundlich und gesund: Aus frischen Zutaten entsteht beim täglichen Essen weniger unnötiger Plastikabfall. Beim fleißigen Schnibbeln und Schälen sammeln sich jedoch viele Lebensmittelreste, die man nicht mehr in der eigenen Küche verwerten kann, oder möchte. Am einfachsten ist es natürlich diese ruckzuck in den Restmüll zu schmeißen. Klappe zu, Knolle tot. Wer jedoch Lebensmittelreste in den Restmüll packt, schmeißt gleichzeitig wertvolles Energiepotenzial in die Tonne. Biomüll kann mehr! Mit der Entsorgung in dem Restmüll können wertvolle Lebensmittelreste nicht mehr vollständig verwertet werden. Eine totale Verschwendung, wenn man bedenkt, dass genau diese Abfälle beim Vergären in Biogasanlagen am meisten Energie abgeben.
Im Kreis Pinneberg sind in der Regel etwa 45% vom Gesamtabfall im Restmüll biologischen Ursprungs. In der Vergärungsanlage der GAB mit Gärrestkompostierung werden ca. 99 kg CO pro Tonne Abfall eingespart.

Infografik zur Bioenergie der GAB Umwelt Service

Die GAB produziert jährlich ca. 33.000.000 kWh. Davon werden ca. 15% durch Vergärung erzeugt – tendenziell soll es in Zukunft noch mehr werden. Mit den jährlich durch Vergärung erzeugten 4.900.000 kWh könnten bis zu 1.200 vier-personen Haushalte komplett mit 100%-Ökostrom versorgt werden.

Infografik zur Bioenergie der GAB Umwelt Service

Wenn wir also unsere Lebensmittelreste in die Biotonne entsorgen, können wir nicht nur Energie gewinnen, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt beitragen. Das Beste daran ist, es geht ganz einfach. Aber Achtung, auch hier gilt: Kein Plastik in die Biotonne! Plastiktüten und Co. müssen mühsam aus der Biomasse entfernt werden. Eine Arbeit, die man sich beispielsweise durch die Verwendung von Papiertüten oder Zeitungspapier ganz einfach ersparen kann. Auch „kompostierbare“ Plastiktüten sind hier unerwünscht.

Mit Bakterien und Blockheizkraftwerk zur optimalen Verwertung

Biotonnen werden in der Regel zweimal im Monat von der zuständigen Müllabfuhr abgeholt. Der nächste Halt des Bioabfalls ist dann die Bioabfallbehandlungsanlage. Dort wird er in eine energie- und in einen strukturreiche Fraktion aufgetrennt und die energiereiche Fraktion in einen sogenannten Fermenter luftdicht und ohne Sauerstoffzufuhr kontinuierlich und unter Zugabe von mit Bakterien geimpftes Wasser eingetragen. In regelmäßigen Abständen wird die Masse mit einer bakterienhaltigen Lösung berieselt. Genau darin steckt das Geheimnis der Energiegewinnung aus Bioabfällen: Die unterschiedlichen Bakterien zersetzen langsam die Bioabfälle und produzieren dabei Biogas. Diese Gase können dann gesammelt und verbrannt werden. Wie, verbrannt? Wollten wir nicht genau das vermeiden? Keine Sorge, in diesem Falle ist das Verbrennen der Biogase etwas Gutes. Mit dem verbrannten Gas werden Motoren angetrieben und Strom erzeugt. Dabei entsteht auch Wärme, die selbstverständlich ebenfalls produktiv genutzt wird. Bei der GAB in Pinneberg wird die übriggebliebene Wärmeenergie derzeit für betriebsinterne Zwecke genutzt. Zukünftig wird die Wärme auch für die Trocknung von Abfällen genutzt. Nach durchschnittlich 3 Wochen ist aus unseren alten Bananenschalen wertvoller Strom geworden.

Infografik zum Bioabfall-Verwertungskreislauf

Nach der Stromerzeugung: Aus den Gärresten wird Kompost

Und was passiert mit den „Resten“? Die sogenannten Gärreste aus dem Fermenter werden natürlich nicht entsorgt, sondern in fruchtbaren Kompost verwandelt. Auch hier sind uns die Bakterien wieder eine große Hilfe. Die Restmasse wird zunächst aus dem Fermenter geholt und mit Pflanzenabfällen wie z.B. Äste und Blätter zusammen in Rotteboxen für ca. zwei Wochen kontrolliert und intensiv behandelt. Diesmal gibt es jedoch reichlich Sauerstoffzufuhr damit die Bakterien ideal arbeiten können. Die Kompostmiete erreicht zwischenzeitlich Temperaturen von mindestens 60 °C. Dadurch werden mögliche Keime und Schädlinge abgetötet. Danach wird die Masse zur Nachrotte auf eine Kompostmiete transportiert. Das Material wird regelmäßig belüftet und gewendet. Nach zwei bis vier Wochen ist ein fruchtbarer Dünger für Gärtner und Landwirte entstanden.

Wenn Sie also das nächste Mal etwas Leckeres in Ihrer Küche zubereiten, denken Sie daran die Reste in der Biotonne zu entsorgen. Unser Biomüll kann wirklich mehr.