Biomüll hat in der Restmülltonne nichts zu suchen!

Wissen / 27. August 2024 / Lesedauer 4 Minuten

Sauber getrennter Bioabfall in der Biotonne

Biomüll gehört in die Biotonne. Nur so kann aus den organischen Abfällen Bioenergie und Biodünger werden. Leider landen in Deutschland viel zu viele wertvolle Küchenabfälle in der Restmülltonne. Im Schnitt werden ganze 50 Prozent unserer Essensreste in der falschen Tonne entsorgt. Das ist eine pure Verschwendung. Warum? Das zeigen wir in diesem Beitrag.

Eine echte Ressourcenverschwendung

In deutschen Haushalten landet viel zu viel Biomüll in der falschen Tonne. Jedes Jahr sind es ganze 5,2 Millionen Tonnen Biomüll, die über die Restmülltonne entsorgt werden. [1, 2, 3] Um es in anderen Worten auszudrücken: Etwa 40 Prozent des Inhalts der Restmülltonnen ist Bioabfall. [2] Eine riesige Verschwendung wertvoller Ressourcen! Warum? Alles, was in der Restmülltonne landet, wird lediglich energetisch verwertet. Das passiert in Müllverbrennungsanlagen.

Abfallverbrennung ist keine klimaneutrale Art der Wärmeversorgung. Bei der Abfallverbrennung werden in Deutschland jährlich fast 24 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. [4] Was viele nicht wissen: Oftmals kann der biogene Anteil im Restabfall nur unter Nutzung von fossilen Brennstoffen in der Müllverbrennungsanlage verbrannt werden. Das liegt an der mangelnden Brennbarkeit von Bioabfällen. Somit ergibt sich eine noch stärkere CO2-Belastung.

Eine gezeichnete Restmülltonne zeigt die Anteile von Biomüll und verpackten Lebensmitteln (39,3%), Wertstoffen (27,6%) sowie Restmüll (32,6%) in der Restmülltonne an.
Das Problem in Zahlen

Landet der Bioabfall fälschlicherweise in der Restmülltonne statt in der Biotonne gehen bei 5,2 Millionen Tonnen Bioabfall ganze 411.000 Megawattstunden Strom verloren.

  • Das wäre genug, um 205.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. [5]
  • Darüber hinaus könnten aus den 5,2 Millionen Tonnen Bioabfall ganze 683.000 Tonnen Kompost gewonnen werden.
  • Das wiederum würde reichen, um 84.000 Hektar Ackerland mit natürlichem Dünger zu versorgen. [5]
Biomüll gehört in die Biotonne

Was in der Biotonne landet, kann nicht nur energetisch, sondern auch stofflich verwertet werden. So entsteht durch das Recycling von organischen Abfällen wertvolle Bioenergie und Biodünger – das ist Kreislaufwirtschaft at it’s best!

Für eine gesunde Landwirtschaft
Recyclingwunder Biomüll: Salat-Feld in der Nähe von Lübeck, versorgt vom Biobauer mit Komposterde aus Bioabfall

Je mehr natürlicher Dünger, also Kompost aus Biomüll, in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann, desto geringer der Einsatz chemischer Düngemittel. Das heißt, je mehr Bioabfall über die Biotonne gesammelt wird, desto mehr Biokompost kann gewonnen werden. Das ist die Vorraussetzung für eine gesunde und nachhaltige Landwirtschaft. Das Besondere am Dünger aus Bioabfall: Der Kompost hat einen sehr hohen Humusgehalt und kann landwirtschaftliche Böden stabilisieren und verbessern. Die Böden sind in der Folge deutlich besser in der Lage, Wasser zu speichern. Das ist bei zunehmenden Dürreperioden eine sehr wichtige Eigenschaft für ein gesundes Wachstum unserer Pflanzen und Lebensmittel.

Für den Schutz unserer Moore

Trocken, leblos, öde – so sehen heute viele Moore in Deutschland aus. Gesunde Moore sind wichtig für Artenvielfalt und den Klimaschutz. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten finden hier ein Zuhause und füllen das Moor mit Leben. Sie sind nicht nur ein wichtiger Lebensraum, sie sind auch wahnsinnig wichtig für unser Klima! Warum das so ist? Moore speichern Kohlenstoff und sorgen für einen stabilen Wasserhaushalt. Die traurige Wahrheit: In den letzten Jahrhunderten wurden über 95 Prozent der deutschen Moore geschädigt. [6]

Moore speichern Unmengen an CO₂

Obwohl sie nur drei Prozent der weltweiten Landfläche bedecken, speichern Moore etwa ein Drittel des erdgebundenen Kohlenstoffs – doppelt so viel wie alle Wälder der Erde zusammen! Wird ein Moor entwässert und der Torf für Düngemittel abgebaut, wird dieser natürliche Speicher zerstört und der Kohlenstoff gelangt als klimaschädliches CO2 in großen Mengen in die Atmosphäre. 

Kompost kann Torf ersetzen

Durch seine düngende Eigenschaft ist Biokompost eine Alternative zu Torf. Das schützt die Moore, weil weniger Torf abgebaut wird. Das Problem hier ist vergleichbar mit der Überfischung von Meeren. Wird zu viel Torf abgebaut, wird das Ökosystem gestört, Pflanzen und Tiere sterben und klimaschädliches CO2 gelangt in die Atmosphäre. Hier kann Kompost aus Bioabfall ein Game-Changer sein.

Für erneuerbare Energien und das Klima
Die Biogasanlage AVR BioTerra in Sinsheim ist hinter grünen Feldern zu sehen.

Die Erzeugung von Biogas aus Biomüll ist wahrer Klimaschutz. Biogas zählt neben Solar- und Windenergie zu den erneuerbaren Energien. Gegenüber konventionellen Energieträgern (Kohle, Erdöl, Erdgas) werden CO2-Emissionen eingespart.

All das funktioniert jedoch nur, wenn wir unseren Biomüll in die richtige Tonne befördern. In der Restmülltonne ist der Biomüll verloren.

Verpflichtende Biotonne in ganz Deutschland

Seit 2015 ist die getrennte Erfassung aller Abfallsorten Pflicht. Trotz gesetzlicher Vorgabe hinken zahlreiche Städte und Kommunen hinterher. Eine NABU-Analyse (2023) zeigt, dass in knapp einem Viertel aller Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland die Biotonne nur auf freiwilliger Basis oder gar nicht vorhanden ist. [7] Nur in 284 von 400 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland ist bisher eine Pflicht-Biotonne eingeführt worden. Auch diese Tatsache sorgt dafür, dass Bioabfälle oftmals in der Restmülltonne landen.

Wir halten eine Verpflichtung zur Biotonne im gesamten Bundesgebiet für die richtige Entscheidung zur Steigerung der Bioabfallmengen. Gerade in Regionen, in denen keine Biotonne angeboten wird, landen die wertvollen Speisereste in der Restmülltonne.

Biotonne als Ergänzung für Eigenkompostierer

Nicht wenige Menschen haben einen eigenen Kompost im Garten und nutzen die Komposterde als Dünger und Bodenverbesserer im eigenen Garten. Wer einen Kompost im eigenen Garten anlegen kann, soll das gerne tun. Wichtig ist allerdings, dass trotzdem eine Biotonne vorhanden ist. Warum? Ganz einfach: Nicht alle Bioabfälle, die zuhause anfallen, dürfen im Garten auf dem Komposthaufen verrotten. Gekochte Speisereste oder tierische Überreste wie Knochen und Gräten gehören in die Biotonne. Oftmals landen ebene genau diese Bioabfälle bei Eigenkompostierer in der Restmülltonne. Das ist eine echte Verschwendung. Eine verpflichtende Biotonne würde dieser suboptimalen Entsorgung von Bioabfall entgegenwirken.

Wir empfehlen die Pflicht-Biotonne als bundesweiten Standard festzulegen. Zudem sollte das Abfallgebührensystem von Städten und Kommunen zielgerichtet gestalte werden. Wir sind der Meinung, eine über das Restmüllgefäß quersubventionierte Biotonne führt zu einer besseren Getrenntsammlung. Die Eigenkompostierung sollte nicht mit einer Gebührenreduktion einhergehen.